Safer Sex 3.0
Kondom, PrEP & TasP
Lust, Gier, Leidenschaft, sich hemmungslos hinzugeben… beim Sex kommen so manche Körperflüssigkeiten zum Einsatz, und alles was den Beteiligten gefällt, ist erlaubt.
Freilich birgt ungeschützter Sex auch ein gewisses Infektionsrisiko. Allerdings ist es mittlerweile bekannt, dass Kondome vor Ansteckung schützen und glücklicherweise sind sie unkompliziert und relativ günstig in Apotheken, Drogeriemärkten und online erhältlich. Auch bei der Aids Hilfe Wien kann jede Person drei Kondome täglich kostenfrei abholen.
Schutz vor HIV
Neben dem Kondom gibt es weitere Möglichkeiten, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Zum Beispiel die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), die – richtig eingenommen – effektiv ist und niederschwellig erhältlich sein sollte. Bei der PrEP handelt es sich um HIV-Medikamente, die von einer HIV-negativen Person vorbeugend eingenommen werden, um den negativen HIV-Status aufrecht zu erhalten. Bei korrekter Einnahme ist sie ein ebenso zuverlässiger Schutz wie das Kondom oder auch TasP (Treatment as Prevention).
HIV-Prävention darf keine Frage des Geldbörsels sein
Die Österreichische Aids Gesellschaft – also die Fachgesellschaft der HIV-Behandler*innen – und die Aids Hilfe Wien fordern einen kostenfreien Zugang zur HIV-PrEP. Denn die PrEP kostet in Österreich immer noch – im günstigsten Fall – ab € 59,00/Packung, zuzüglich der dafür nötigen kostenpflichtigen Untersuchungen bei einem*einer HIV-Spezialist*in. Damit ist dieses wirkungsvolle präventive Medikament für viele Menschen nicht oder nur schwer leistbar – der Zugang ist somit sehr hochschwellig.
Aus Sicht der Aids Hilfe Wien wäre daher eine Finanzierung der PrEP durch die öffentliche Hand dringend nötig. Aids Hilfe Wien Geschäftsführerin, Andrea Brunner, nahm im Rahmen einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia dazu Stellung und betonte: „Wirksame HIV-Prävention darf keine Frage des Einkommens sein! Darauf machen wir mit der Kampagne ‚Lust auf PrEP! Gemeinsam für Safer Sex & sexuelle Gesundheit‘ aufmerksam!“ Und weiter: „Zusammen gelten Kondom, Therapie als Prävention und die PrEP als Safer Sex 3.0‘.“
Mit einer österreichweiten Kampagne, die auf den Social-Media-Kanälen läuft, machen die Österreichischen Aids-Hilfen deshalb Druck für einen niederschwelligen und kostenfreien Zugang zur HIV-PrEP. Und auch die Kampagnenpartner*innen Österreichische Aids Gesellschaft (ÖAG) und Homosexuellen Initiative Wien (HOSI Wien) sind überzeugt, dass wirksamer Schutz für alle, die es wollen zur Verfügung stehen sollte und es nicht eine Frage des Geldbörsels sein darf, ob man sich diesen leisten könne oder nicht.
Wirksamkeit der PrEP und Empfehlung für kostenlosen Zugang durch aktuelle Studie bestätigt
Bestätigung erhielten die Österreichischen Aids-Hilfen auch durch eine, vom Gesundheitsministerium beauftragte Erhebung des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA). Die Ergebnisse wurden im April veröffentlicht und bestätigen die hohe Wirksamkeit von PrEP. Die Studie empfiehlt daher ebenfalls – unter bestimmten Voraussetzungen – einen einfachen und kostenlosen Zugang für bestimmte Personengruppen.
Wie funktioniert das mit der Einnahme der PrEP?
Grundsätzlich sollte sie jeden Tag (alle 24 Stunden) genommen werden, denn nur dieses Einnahmeschema bietet den höchsten Schutz und ist die in Österreich zugelassene Variante. Diese Variante können alle Personen unabhängig von den Geschlechtsmerkmalen gleichermaßen nutzen. Eine andere Einnahmeform ist die anlassbezogene Variante („PrEP on demand“). ACHTUNG: Diese Variante funktioniert nur bei Männern bzw. Menschen mit Penis, weil sich in der Penisschleimhaut bzw. in der Darmschleimhaut das Medikament rascher als in der Vaginalschleimhaut anreichert.
Gibt es Nebenwirkungen?
Richtig eingenommen schützt die PrEP mindestens genauso gut wie ein Kondom vor HIV-Infektionen. Allerdings schützt sie nicht vor anderen STI wie Syphilis, Tripper & co. Deshalb dienen Kondome und Check-Up-Untersuchungen alle 3 Monate, der zusätzlichen Risikominimierung. Gelegentlich kommt es bei der PrEP zu (harmlosen) Nebenwirkungen wie Kopf- oder Magenschmerzen. Diese legen sich gewöhnlich nach einigen Wochen. Selten kommt es zu Nebenwirkungen, die Niere oder Knochen betreffen können. Deshalb sind die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen wichtig.
Worauf muss man achten?
Alle drei Monate sind bei einem*r HIV-Spezialist*in folgende Untersuchungen durchzuführen:
• HIV-Status (mittels HIV-Antikörpertest)
• Untersuchungen auf andere STIs
• Nierenfunktionskontrolle
Es gibt also heutzutage, zusätzlich zum Kondom, gute Möglichkeiten sich vor HIV zu schützen. Und wie wichtig es generell ist, seine sexuelle Gesundheit am Schirm zu haben, davon gibt es mehr in der nächsten Ausgabe von XTRA!
# Juliana Metyko-Papousek, Aids Hilfe Wien
Informationen zur PrEP und zu anderen Methoden der Infektionsverhütung sowie zum Testangebot der Aids Hilfe Wien: www.aids.at.
Kontakt zu anderen Aids-Hilfen Österreichs unter: www.aidshilfen.at
Foto: Mo Blau für Aids Hilfe Wien