UNBOUND 2025

Fetisch, Kunst und queere Wirklichkeiten im ehemaligen Berliner Knast

Die diesjährige Herbstausstellung von prideART Berlin trägt den Titel UNBOUND 2025 und stellt das Thema FETISH in den Mittelpunkt.

Fast 200 Werke von rund 50 Kunstschaffenden aus vier Kontinenten bespielen die Zellen und Gänge des historischen Gefängnisses in Berlin-Lichterfelde – ein Ort, der wie gemacht scheint für Kunst über Lust, Körper, Kontrolle und Befreiung. Mit dabei zwei Wiener Künstler: Lars van Roosendaal und Mr. Chaos.

Lars van Roosendaal – Triptychon über queere Sichtbarkeit, Scham und Isolation

Der in Leiden, Niederlande, geborene Künstler Lars van Roosendaal (*1977) ist bekannt für seine zeitgenössischen Wiener Stadtaquarelle und queeren Kunstwerke, die persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlicher Kritik verbinden. In Berlin zeigt er sein Triptychon „Verurteilung – Verbindung – Verbreitung“, das sich mit internalisierter Kontrolle, digitaler Entfremdung und HIV-Stigma beschäftigt. Die ausgestellten Werke sind konfrontierend: ein gefesselter junger Mann inmitten einer höllischen Landschaft, verurteilend beäugt und bedrängt. Düstere, uniforme Figuren, über Smartphones gebeugt, vereinsamen im kalten Licht der Erreichbarkeit. Und der eigene Körper wird zur Projektionsfläche für Macht, Infektion und Begehren. Van Roosendaals Kunst macht kollektive Erfahrungen queerer Menschen wahrnehmbar und zeigt intime Momente von Isolation, Widerstand und Verletzung. Der Künstler lebt und arbeitet in Wien, wo er seit seiner Soloausstellung Close Encounters – (Un)heimliche Begegnungen zur EuroPride Vienna 2019 mit seinen Werken gesellschaftliche Debatten über Scham, Stolz und Vorurteile in der queeren Community anstößt.

Mr. Chaos – Maskiertes Zeichnen zwischen Clubkultur und Fantasie

Auch Mr. Chaos, Absolvent der Universität für angewandte Kunst Wien, ist mit mehreren Arbeiten vertreten. Seine großformatigen Grafitzeichnungen wie „Seelensammler“, „Sausageparty“ und „Nähren“ zeigen Körper in surrealen Zuständen, verschlungen, fragmentiert und poetisch aufgeladen. Sie bewegen sich zwischen Fantastik, Körperstudie und Traumbild – eine Einladung zur Auseinandersetzung mit queerer Körperlichkeit und Identität. Die selbstgewählte, maskenartige Erscheinung von Mr. Chaos ist Ausdruck einer tiefen künstlerischen Haltung: „Ich trage keine Maske – ich trage mein wahres Gesicht“, sagt der Künstler über die Prothese, die ihn mit seiner Kunst verschmelzen lässt. Besonders eindrücklich ist sein Performance-Format: Mr. Chaos wird bei der Vernissage am 27. August in Berlin (19:00 –22:00 Uhr) live zwei Aktmodelle vor Publikum zeichnen. In Echtzeit entsteht dabei mit Grafit und bloßen Händen ein großformatiges, surrealistisches Werk auf Papier. Der Abend wird musikalisch begleitet von DJ Reza (Berlin) und durch eine Rigger-Show von Frank (Rope-Phantasies) ergänzt.

Weitere Ausstellungstage (ohne Programm): 30. August sowie 6., 7. und 13. September, jeweils 15:00–20:00 Uhr. Finissage: 14. September, 15:00–20:00 Uhr (mit DJ und Live-Aktmalerei).

Folsom Fetish Day: 31. August – Art meets Jail. Offizieller Programmpunkt von Folsom Europe mit Shuttle-Service, Puppy Games, Kinky Chillout, DJ-Sounds und Performances. Fetisch, halbnackt oder nackt erlaubt, jedoch kein Sex – es bleibt ein Kunst-Event.

UNBOUND 2025 | prideART Berlin
Söhtstraße 7, 12203 Berlin-Lichterfelde
Eintritt frei – Spenden willkommen

prideart.eu

Lars van Roosendaal
anlavaro.com

Mr. Chaos
www.mrchaos.at

Fotos: © Lars van Roosendaal, Mr. Chaos